Musik und lustige Tänze aus der Zeit unserer Grossväter und Urgrossväter.

1924: Schuldt-Ensemble begeistert Dorfjugend

Stehend von links:Hermann Scheele (Vorsitzender), Seppel Leis, Karl Fundis, Hermann Kolb, Karl Schmidt,

     Karl Schäufele, Karl Schaadt, August Eigenmann, Wilhelm Straub.
     Sitzend:Fritz Hagenbucher, August Weis,  Berthold Schuldt (Kapellmeister), Richard Kern

In die Zeit der sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahre", in der nach allgemeiner Überzeugung eine ständige wlrtschaftliche Aufwärtsentwicklung im Lande stattfand, fällt die Gründung des Musikvereins Sulzfeld im Jahre 1924. Damit erwies sich Berthold Schuldt  als Wegbereiter in kulturellen Dingen für sein Dorf.
Schuldt, damals 45-jährig, ein schmächtiger Mann, war die Triebfeder, und sein Talent und Wissen formte dieses Ensemble und führte es zu beachtlichen Leistungen.
Später charakterisierte es ein Zeitgenosse folgendermaßen:
"Sie haben noch Musik `von Hand` gemacht".
Sie haben Jung und Alt mit ihrer Musik beeindruckt, sogar begeistert, auch wenn Schuldt in den Proben doch mitunter derb und grob grantelte ("Do kennsch grad uff da Sau fort!").

Notenständer flogen zwar nicht durch die Luft, aber Schuldt geizte nicht mit weiteren Sulzfelder Kraftausdrücken.
Doch sogleich war er wieder versöhnlich und in seinem unverwechselbaren Näselton war zu hören: "Vun vonna". Die Musiker kannten - und achteten - ihren Dirigenten und nahmen ihm diese gelegentlichen Ausfälle nicht übel.
Das fleißige Üben zahlte sich aus, und die ersten gelungenen Auftritte folgen.

Ein offenes Geheimnis war es auch im Dorf, daß Schuldt und seine Musiker zu ein oder dem anderen Gläschen nicht nein sagen konnten ("Däbbele, Allegro in den Genüssen"), so daß manchmal bereits der Morgen graute, als sie sich auf den Heimweg machten. Ihrer Verbundenheit tat dies keinen Abbruch - das Gegenteil war der Fall.

Viele Veranstaltungen fanden im Schwanensaal statt.
"Spiel auf, Musikant", war Ihr Leitspruch, und los gings mit Modetänzen wie Marzurka, Schottisch, Rheinländer, Walzer und Schieber.
Vor allem die Jugend war begeistert, war dies doch etwas, das etwas Farbe in ihre doch graue Alltage brachte.
Obwohl jeder für einen Tanz 10 Pfennige berappen mußte, war der Schwanensaal immer brechend voll.
Streng wachte der Polizeidiener darüber, dass keineTanzlustigen unter 18 Jahren den Tanzsaal betraten. Dem Ordnungshüter fiel an einem Abend auf dem Tanzboden ein kleingewachsener, junger Mann auf. Der Polizist sprach ihn auf sein Alter an. Der Jugendliche brauste auf: "I bin awwer scho achzehn". Der Gendarm schnauzte ihn trotzdem an: "Raus aus dem Tanzsaal. Wond a achzeh bisch, awwer zgloi bisch".
Auch an weiteren anderen Orten erfreuten Schuldt und seine Musikanten viele Menschen.
Leider kam dieses fröhliche Tun nach kurzer Zeit zum Erliegen. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.