Ein paar Gedanken zum Tennisspiel

Individuelles und kollektives Training sind 2 völlig unterschiedliche Seiten einer Medaille.

Beim Einzeltraining hat man die Möglichkeit, gezielt vorhandene Schwächen bei Griffhaltung, Bewegungsablauf von Arm/Schläger und Körper, Entfernung zum Ball, Flugball, Smash, Aufschlag, etc.) anzugehen und ggf. Fehler auszumerzen.

Beim Mannschaftstraining steht Taktik und Strategie – auch und vor allem beim Doppel – im Vordergrund. Individuelle Korrekturen sind da nur begrenzt möglich, verbale Hinweise nützen sowieso nichts.

Training allgemein macht schon Sinn, sonst würden ja Millionen (Ausübende und Lehrende) weltweit ihre Zeit sinnlos vergeuden. Dass Training bei einer verfehlten Konzeption und Zielrichtung mehr falsch als gut macht, ist auch geläufig (gerade beim Tennis wird oft (vor allem beim Mannschafts-) Training mit Konditionsschulung verwechselt- wenn ein paar Spieler fertig vom Platz schleichen, war es ein „gutes“ Training, obwohl sie spielerisch und technisch nicht weiter gekommen sind.

Für mich das alles Entscheidende – und das Banalste – ist die Griffhaltung.

Jeder Ball, der einen Widerstand findet – in der Regel den Tennisschläger – unterliegt physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Aufprall und Absprung einer Filzkugel vom Schläger werden durch Aufprallwinkel, Schlägerstellung und Bewegungsablauf von Arm/Schläger bestimmt. Wenn ein beabsichtigter Schlag (Volley, Drive, Smash, etc.) diese Gegebenheiten „verletzt“ oder missbraucht, misslingt er.

80-90% der mir bekannten Spielerinnen und Spieler benutzen den Western-Griff, einen ausgesprochenen Vorhandgriff, mit dem man bei entsprechendem Bewegungsablauf von Arm/Schläger einen wirkungsvollen Topspin oder – wie Du – einen ebenso effizienten Drive ausführen kann.

Genau so wie ein Benzinmotor streikt, wenn man Diesel reinleert (oder umgekehrt), wird ein Halfvolley oder Volley misslingen, wenn ich dazu den Vorhandgriff verwende. Dieser Griff ist eben nur dazu da, einen Ball mit Vorwärtsdrall (Topspin oder Drive) zu erzeugen – und sonst zu nichts.

Bei allen anderen Schlägen – Rückhand, Aufschlag, Volley, Smash, Halfvolley – hat er nichts zu suchen, versagt er, dazu brauche ich den Continental-oder Simicontinentalgriff/Rückhandgriff.

Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Eine einzige Waffe (Vorhandgriff) für alle Schläge reicht nicht. Da wird nichts draus. Ich muss den Griff wechseln, muss umgreifen. Jeder Profi macht das, nur eben blitzschnell, und keiner bemerkt es.

Die vielen Spieler (auch in unserem Verein), die heute noch keinen sauberen Flugball spielen können- obwohl sie schon viele Jahre Tennis spielen – und sich immer darüber wundern, dass der Ball ins Netz klatscht, verletzen die w.o. zitierten Gesetzmäßigkeiten, das heißt, sie versuchen, einen Volley mit der einzigen Griffhaltung, die sie haben – dem Westerngriff – zu spielen, und das muss schief gehen.

Was nach jahrelangem Tennisspiel mit der falschen Griffhaltung dann letztendlich herauskommt, ist meistens ein nicht sehr effektiver Mix aus Vorhand-und Rückhandgriff. Oft wird das Handgelenk so weit abgewinkelt, dass man mit dem Vorhandgriff (Western) auch einen Rückhandschlag einigermaßen übers Netz bringt, allerdings ohne große Geschwindigkeit, aber immerhin, und man ist damit zufrieden.

Problem: Einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr, und wenn du einem „alten“ Tennisspieler einen anderen Griff beibringen willst, fällt er in ein tiefes Loch und trifft überhaupt nichts mehr. Nur sehr wenige schaffen den Umbruch.

Vor Jahren trat dann diese neue Tennispädagogik an die Öffentlichkeit, die jedem Einzelnen seine Fehlerhaltungen lässt und sie zu optimieren versucht. Meiner Meinung nach ein unbefriedigender Kompromiss; man hört auch nichts mehr von diesen Methoden.

Quintessenz des Ganzen: Über gutes oder schlechtes Tennisspiel entscheidet der Anfang, praktisch der erste Kontakt mit Schläger und Ball, und das vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Wenn falsche Griffhaltungen und Bewegungsabläufe gewohnt/eingeschliffen sind, wird`s schwer, und man tut sich schwer.

Trost: Es muss/kann nicht alles optimal sein – obwohl man danach streben sollte – und es ist schön, wie viele trotz aller Schwächen Freude und Spaß an diesem Sport haben – und das ist beileibe nicht das Unwichtigste.----------

Ich würde zum Training raten. Wenn der Trainer gut ist, kann er versuchen, das Training nach individuellen und kollektiven Gesichtspunkten aufzubauen/zu gestalten. Verbesserung und Festigung von taktischen und strategischen Spielzügen – vor allem auch im Doppel – sollte auf jeden Fall möglich sein.