Gen Norden 10.Juni bis 6.Juli 2012 1.Tag
(SO, 10.6.) Nach
einigen Verzögerungen klappte es dann doch noch. Um
11 Uhr startete ich bei bestem Wetter. In Fürfeld fuhr ich auf die Autobahn und erreichte bei ziemlich starkem Verkehr – die Pfingstferien waren zu Ende – über Würzburg und Schweinfurt nach knapp 5 Stunden bei Suhl den Thüringer Wald. Über
Zella-Mehlis und Oberhof ging es bei wenig Verkehr durch dieses immer wieder
faszinierende Mittelgebirge. Sömmerda erreichte ich auf der Autobahn und fuhr dann wiederum über Landstraßen durch abwechslungsreiche, grüne Landschaften über Sangershausen, Mansfeld, Hettstedt
und Alsleben nach Plötzkau, wo ich dann auf der Autobahn bis Magdeburg
weiterfuhr. Gegen 19 Uhr stellte ich meinen Adria auf einem Parkplatz an der Elbe ab und war kurze Zeit später ein Teilnehmer unter Hunderten, die alle auf einer großen Leinwand ein Spiel der EM ansahen; man hatte Tonnen feinsten Sands am Elbufer aufgeschüttet, und viele saßen oder lagen in Badeklamotten auf Teppichen oder Luftmatratzen. Ich
aß eine Wurst. Die
Vorfreude auf ein leckeres Pils war allerdings die einzige Freude, denn das
bestellte Alster erwies sich als Radler. Gegen
22 Uhr fand ich an der alten Poliklinik
einen ruhigen Übernachtungsplatz. 2.Tag
(MO, 11.6.) Gegen 6 Uhr fuhr ich auf kleinen und kleinsten Straßen über Burg, Parey, Jerichow, Schönhausen, Klietz, Sandau (Abstecher zu einer kleinen Elbfähre), Havelberg, Glöwen, Pritzwalk, Meyenburg, Plau am See nach Krakow am See und erreichte dann
bei Güstrow die Autobahn nach Rostock. Am
„Kreuz Rostock“ bog ich nach Osten ab und fuhr auf Nebenstraßen über Sanitz,
Ribnitz-Damgarten zum Seebad Wustrow. Dort
war mir aber zuviel Betrieb, und ich fuhr zurück nach Dierhagen-Ost, wo ich
einen ruhigen Zeltplatz fand. Mit
etwas Mühe konnte ich meine Satanlage installieren und so noch 2 Spiele der EM
sehen. Wie
bereits vorher, erwies sich die „DDR“ auch jetzt wieder als Paradies für
Autofahrer. Auf
besten und verkehrsarmen Land-und Bundesstraßen, ebenso wie auf Autobahnen,
machte das Autofahren einfach Spaß. Die
vielen Dörfer, durch die ich fuhr, konnten Stil und Substanz ihrer Häuser nicht
verleugnen, aber viele waren frisch verputzt und saniert. Allerdings
wirkten viele Dörfer etwas leblos und irgendwie melancholisch. Meistens waren
nur ältere und alte Menschen zu sehen. Bis
Güstrow waren es wunderschöne grüne, hügelige und abwechslungsreiche
Landschaften. Wälder, Wiesen und Landwirtschaft (auch Spargelanbau) lösten sich
ständig ab. Ab
Güstrow wurde es dann eben. 3.Tag
(DI, 12.6.) In
der Nacht waren ein paar Tropfen gefallen. Gegen
10 Uhr fuhr ich über Wustrow, Ahrenshoop und Prerow nach Zingst. Die
Parkplätze waren bereits gut gefüllt, viele Radler zwangen zur Vorsicht. Die
Saison hat anscheinend begonnen. Nach
einem längeren Strandgang bei Zingst fuhr ich wieder nach Wustrow zurück und
stellte mich auf einen Parkplatz am Bodden in der Nähe des Hafens. Gegen
18 Uhr schien wieder die Sonne. 4.Tag
(MI, 13.6.) Nach einer äußerst ruhigen Nacht fuhr ich gegen 11 Uhr nach Dierhagen-Strand und stellte mich auf den dortigen Zeltplatz, der mir viel besser gefiel als derjenige in Dierhagen-Ost. Alles
war grün, weitläufig und W-LAN gab es gratis. Am
Nachmittag wanderte ich durch den Strandwald hinaus ans Meer und legte mich für
eine Weile in die Sonne. Nachdem
ich wiederum meine Satanlage aufgebaut hatte, konnte ich den Sieg unserer
Nationalmannschaft über die Holländer live miterleben. Den
ganzen Tag hatte die Sonne geschienen, und es war wesentlich wärmer geworden. 5.Tag
(DO, 14.6.) Die
Nacht war kurz, aber wiederum sehr ruhig gewesen. Kurz
vor der Abfahrt gegen 11 Uhr bemerkte ich, dass ein Reifen nur noch sehr wenig
Luft hatte, und so fuhr ich im Schritttempo die 8 km nach Ribnitz-Damgarten. An
einer Tankstelle füllte ich ihn wieder auf, stellte aber dabei fest, dass aus
dem Ventil Luft ausströmte, so dass es ausgewechselt werden musste. 1
Stunde später war ich am Flughafen Rostock-Laage und holte Heidrun ab, die aus
Stuttgart angekommen war. Wir
besorgten noch eine Gasflasche und fuhren dann über Bad Doberan nach
Heiligendamm, einen völlig unsinnigen Umweg. Über
das wesentlich schönere und attraktivere Kühlungsborn fuhren wir nach Rerik, wo
wir ein gutes Abendessen einnahmen. Kurz
vor Neubukow fanden wir dann in einer kleinen Ortschaft (Ruggow) einen
Stellplatz. Ab
16 Uhr war die Sonne hervorgekommen, und die Ostsee und das Salzhaff strahlten
um die Wette. 6.Tag
(FR, 15.6.) Nach
einer störungsfreien Nacht fuhren wir nach Wismar und besichtigten diese aufs
Feinste hergerichtete Stadt. Gegen
14 Uhr standen wir bei TTLine im Skandinavienkai nördlich von Travemünde und
warteten auf die Abfahrt der Fähre nach Trelleborg. Seit
dem frühen Morgen schien die Sonne. Pünktlich um 16.45 Uhr verließ „Nils Dacke“ ihren Liegeplatz, bugsierte sich aus dem Hafenbecken und brachte ihre Ladung und Passagiere –sehr wenige an der Zahl –
in äußerst ruhiger Fahrt zu ihrem Zielhafen Trelleborg, wo sie um 0.45 Uhr
anlegte. 2
interessante Spiele der EM verkürzten die Zeit bis zur Ankunft. Das Ausscheiden
der Schweden trübte allerdings die Stimmung an Bord. Wir
verließen die Hafenanlage und stellten uns ein paar Meter weiter auf einen
leeren Parkplatz. 7.Tag
(SA, 16.6.) In
der Nacht hatte es stark geregnet. Gegen
9 Uhr machten wir uns auf den Weg und fuhren über Smygehamn in die
Wallander-Stadt Ystad. Wir bummelten etwa 2 Stunden durch dieses schmucke Städtchen und fuhren dann an der Küste entlang bis Simrishamn, wo wir uns im Hafenareal aufhielten und einen
kleinen Imbiss einnahmen. Gegen
14 Uhr erreichten wir Kivik und verbrachten dort eine ruhige Nacht auf einen
unverschämt teuren Campingplatz. 8.Tag
(SO, 17.6.) Durch
abwechslungsreiche, grüne Landschaften ging es zügig nach Karlskrona, das uns
aber enttäuschte. Alles war leblos und fade; vielleicht lag es am Sonntag. Eigentlich
wollte ich bis Kalmar durchfahren, aber kurz entschlossen bog ich 60 km davor auf einen
Campingplatz ab, was sich als richtig erweisen sollte. Wir
verbrachten bei schönstem Wetter einen ruhigen und entspannten Nachmittag auf
dem Platz und am nahen Meer. Ich
baute wiederum die Satanlage auf, so dass wir am Abend den Sieg unserer
Fußballer über die Dänen hautnah mitverfolgen konnten. 9.Tag
(MO, 18.6.) Nacht:
absolut ruhig. Bei
wolkenlosem Himmel fuhren wir gegen 10 Uhr auf der E22 nach Kalmar, überquerten
die ca. 6 km lange Brücke nach Öland und wandten uns dann nach Süden. Die
Vegetation wurde immer meditteraner, teilweise kamen wir uns auch vor wie in
der Lüneburger Heide. Durch
den Kalksteinboden versickert das Wasser sehr schnell, und die Böden sind so
ziemlich trocken. Beim
„Langen Jan“, mit 41 m Höhe dem höchsten schwedischen Leuchtturm, machten wir
Pause und fuhren dann auf der Ostseite der Insel wieder nach Norden. Nur
ganz vereinzelt war ein Zugang zum Meer möglich. Die Küste ist äußerst sumpfig
und flach. Um
17 Uhr waren wir wieder in Kalmar und bummelten durch die Altstadt. In
der Nähe des Hafens stellten wir uns um 19 Uhr auf einen Parkplatz. 10.Tag
(DI, 19.6.) In
der Nacht hatte es wiederum heftig geregnet, um 9 Uhr schien die Sonne, und sie
sahen wir den ganzen Tag. In Oskarshamn bogen wir ab, Merkten aber nach kurzer Fahrt durch die Innenstadt und den Hafen, dass sich ein längerer Aufenthalt nicht lohnte, so dass es weiter auf der E22 in Richtung Norrköping ging, bei strahlendem Sonnenschein
und sparsamstem Verkehr. In
Nyköping klinkten wir uns kurz bei einem McDonald`s ins Internet und fuhren
dann auf der 219 Richtung Trosba. Nach
wenigen Kilometern fanden wir einen einsamen Campingplatz an einem großen See,
aber niemanden, bei dem wir unseren Obulus entrichten konnten. Nach
einem schmackhaften Essen widmeten wir uns wieder der EM. 11.Tag
(MI, 20.6.) Auf
der 219 fuhren wir gegen 9 Uhr bei klarem Wetter bis zu ihrer Einmündung in die
E22 und auf dieser weiter bis Stockholm. Ab
Södertälje hatte der Verkehr massiv zugenommen, in Stockholm kam es immer
wieder zu Staus. Auf der Suche nach einem Zeltplatz fuhren wir kreuz und quer durch die Innenstadt Stockholms und gewannen auf diese Weise bereits einen Eindruck dieser sehenswerten Stadt. Schließlich
fanden wir einen in Bromma („Ängby-Camping“), an einer viel befahrenen Straße,
sehr teuer und mäßig ausgestattet. Mit der U-Bahn (500 m Fußweg) fuhren wir gegen 13 Uhr in die Innenstadt und ließen uns durch das monumentale Zentrum treiben. Den Abschluss bildete der Besuch des
Vasa-Museums. Gegen
20 Uhr waren wir wieder auf dem Zeltplatz. 12.Tag
(DO, 21.6.) Die ursprünglich geplante Schärenrundfahrt opferten wir zugunsten eines Besuchs der Aland-Inseln, denn die Überfahrt musste eigentlich eine Fahrt durch die Schärenwelt umfassen. Dem
war auch so. Bei
herrlichem Wetter, durch grüne Landschaften und auf verkehrsarmen Straßen ging
es auf der E18 über Norrtälje zum
Fährhafen Kapellskär. Wir
kauften die Tickets nach Mariehamn (35 Euro) und hofften dann, auf der
15-Uhr-Fähre, die eigentlich ausgebucht war, noch einen Platz zu bekommen. Wir
hatten uns schon auf eine Nacht im Hafen eingerichtet, als uns durch aufgeregte
Gesten angezeigt wurde, dass eine Überfahrt doch noch möglich war. Im
Heck hatten sie einige Kisten und Fässer unter einen Vorsprung geschafft und so
für unseren Bus noch Platz frei gemacht. Auf
dem Deck und in den Speiseräumen war Hochbetrieb, nur noch übertroffen durch
das Gedränge im Tax-Free-Shop. Alles,
was etwas tragen konnte-Kinder eingeschlossen-schleppte Bierkartons und alle
anderen Sorten von Spirituosen bei der Ankunft hinunter zu den Autos. Zu
Recht, wie wir kurze Zeit später merken sollten. Wir
hatten nichts gekauft, weil uns die Preise exorbitant hoch erschienen, aber im ersten
Supermarkt in Finnland, erkannten wir unseren Fehler. Nach einer wunderschönen Überfahrt fuhren wir an die Westküste nach Eckerö und übernachteten auf einem nur durch die Vorfreude einiger junger Schweden auf das Mittsommerfest teilweise unterbrochenen Nacht (auf Aland wird schwedisch gesprochen, Kultur und Brauchtum tendiert wesentlich stärker nach Schweden als zu Finnland). Abends
erlebten wir noch den Sieg der Portugiesen gegen die Tschechen. 13.Tag
(FR, 22.6.) Schon sehr früh verließen wir den Platz und fuhren zurück Richtung Marienhamn, bogen aber dann auf die 2, auf der wir nach ca. 30 Minuten die Fähre nach Värdö erreichten. Sie
brachte uns gratis hinüber, und kurze Zeit später stellten wir unseren Bus auf
einem nahezu leeren Campingplatz am Meer ab. Am
Nachmittag genossen wir die warme Sonne und die erfrischende Luft auf dem Rasen
vor unserem Bus. Zum erstenmal war Ruhe angesagt. Diese Ruhe, die Entspanntheit, die Unaufgeregtheit und die herrliche Natur sind die Dinge, die uns am meisten beeindruckten und begeisterten, natürlich begünstigt durch das außergewöhnliche Wetter. 14.Tag
(Sa, 23.6.) Mit
diesem schönen Wetter war es schlagartig vorbei. Am
frühen Morgen zogen graue Wolken auf, um 8 Uhr fing es an zu regnen und hörte
damit den ganzen Tag nicht mehr auf. Das Leben der Aländer schien dieser Umstand nicht zu beeinflussen. Sie fuhren weiterhin in kurzen Hosen mit ihren Rädern durch die Gegend oder joggten an Ufern entlang. Wir
verließen um 10 Uhr den Zeltplatz und fuhren die 40 km nach Mariehamn zurück. Da
es ein Feiertag war, waren alle Läden geschlossen. Die
Touristik-Information war zum Glück geöffnet, und ich konnte dort sogar ins
Internet. Nachdem
ich einige Informationen eingeholt hatte, buchte ich eine Fährüberfahrt nach
Turku. Der
nächste freie Platz war allerdings erst am Sonntag, 24.6., zu bekommen. Wir
fuhren dann hinaus zur „Pommern“ und vertrödelten dann den Nachmittag im Bus. Am
Abend hatten wir eine äußerst schmackhafte Pizza in dem alten Kommandostand
eines alten Fischtrawlers. Alles war noch im Original vorhanden. Um
20 Uhr standen wir wiederum am Hafenkai und konnten unseren Bus sogar mit Strom
versorgen. Ich ließ mein TV-Gerät finnische und schwedische DTV-Programme suchen und wurde sofort fündig. Möglicherweise überträgt einer der Sender um 20:40 Uhr das 3.Viertelfinalspiel der EM. On verra. 15.Tag
(SO, 24.6.) Wir blieben lange im Bus, gingen später etwas am Meer entlang und machten uns gegen 11 Uhr auf zum Pier von „Silja Line“, wo schon einige hundert Autos in 3 Reihen
vor der Auffahrrampe standen; das Mittsommerfest war zu Ende. So weit ich es
übersehen konnte, waren wir die einzigen Touris. Nahezu pünktlich legte die „Europa“ ab und brachte ihre „Ladung“ in knapp 6 Stunden durch die phantastische Welt der Schären hinüber nach Turku. Das Wetter war
gut, immer wieder kam die Sonne zum Vorschein. Nach der Ankunft suchten wir uns einen (überteuerten+lauten) Zeltplatz, schliefen aber trotzdem gut und lange, nachdem wir noch den Sieg der Italiener über die Engländer mitverfolgt hatten. 16.Tag
(MO, 25.6.) Auf
der E63 erreichten wir nach einer geruhsamen Fahrt die zweitgrößte Stadt
Finnlands: Tampere. Sie
gefiel uns nicht besonders. Die
City war geprägt durch riesige , dunkle Backsteingebäude; alles wirkte etwas
düster. Durch
die Stadtmitte floss einst ein Strom mit starkem Gefälle. Die
Stromschnellen hat man aber inzwischen gebändigt und ihre Kraft teilweise in
elektrischen Strom umgewandelt. Nach
einem kleinen Imbiss verließen wir die Stadt auf der E12 und fuhren in Richtung
Lahti. Gegen
17 Uhr setzte starker Regen ein, und so bogen wir ca. 30 km vor der Stadt auf
den Parkplatz einer Raststätte ab. 17.Tag
(DI, 26.6.) Es
wurde eine unruhige Nacht. Wir
mussten gegen Mitternacht endlich etwas eingedämmert sein, als wir durch ein
Geräusch an der Schiebetür wach wurden. Ich
schaute sofort hinaus, konnte aber nichts entdecken. Dann
bemerkten wir an der Scheibe der Schiebetür Spuren einer roten Paste. Ich
verließ dann den Stellplatz und fuhr 50 m weiter zu dem geschlossenen Kiosk. Dort
stieg ich aus und bemerkte dann, dass die rechte Seite des Busses mit Ketchup
verschmiert war. Plötzlich sah Heidrun aus der Richtung unseres vorigen Standplatzes einen dunklen PKW in großer Geschwindigkeit herausfahren, die Lichter ausgeschaltet. Er bog nach
links auf die E75 ein und entfernte sich in großem Tempo. Nach einer halben Stunde legten wir uns wieder hin, waren aber kaum im Halbschlaf, als wir durch einen dumpfen Schlag wiederum aufgeschreckt wurden (gegen 9 Uhr
entdeckte ich, dass ein Ei gegen die rechte Hecktüre geworfen worden war). Wir
schauten sofort hinaus, konnten aber erneut nichts bzw. niemanden entdecken,
obwohl es nahezu hell war. Wir
zogen uns etwas über und verließen dann diesen ungastlichen Ort. Nach
30 km erreichten wir Lahti, sahen das Hinweisschild zu den Sprunganlagen und
parkten kurze Zeit später direkt unter der Großschanze. Es
war inzwischen 3 Uhr geworden. Wir
legten uns wieder hin, mussten auch etwas eingeschlafen sein, denn gegen 7 Uhr
wurden wir durch vorbeilaufende Jogger wach. Die
Vorfälle erkläre ich mir so: Irgendein
Zeitgenosse oder eine Zeitgenossin mussten potentiellen Frust loswerden, warum
auch immer. Ein
krimineller Akt oder eine bewusste Sachbeschädigung war nicht beabsichtigt. Nach dem Frühstück hielten wir uns noch im Bereich der Schanzenanlagen und des Stadions auf und konnten einige Sprünge von der mittleren und der kleinen Schanze beobachten. Sprünge
von der imposanten Großschanze waren nicht möglich, weil über die Sommermonate
am Auslauf ein Schwimmbad installiert wird. In
einem kleinen Becken wurde Kindern das Schwimmen beigebracht, im Großbecken
drehten das finnische Springernationalteam seine Runden. Bei leicht bewölktem Himmel und viel Sonne fuhren wir die 100 km nach Helsinki, checkten bei McDonald`s noch unsere Mails und Flüge/Fähren ab und fanden dann
im letzten Winkel eines Campingplatzes (durch ein Heavy-Metal-Festival in
Helsinki war er voll belegt) noch einen Stellplatz. 18.Tag
(MI, 27.6.) Nach einer wieder mal sehr ruhigen Nacht fuhren wir um 9 Uhr mit der Metro bei Sonnenschein in die Innenstadt von Helsinki (Hauptbahnhof). Die
Stadt gefiel uns sehr gut. Wir
spürten eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Das
Stadtbild fanden wir geschlossener und optisch ansprechender als dasjenige von
Stockholm. Gegen 14 Uhr waren wir wieder am Zeltplatz, machten den Bus reisefertig und standen 30 Minuten später auf dem Abfahrtsterminal von Tallink, wo wir von heftigen Regengüssen mit Blitz und Donner empfangen wurden. An einer öffentlichen Toilette fand ich eine Steckdose, so dass wir zunächst die Leichtathletikmeisterschaften in Helsinki und später das Halbfinalspiel der Fußball-EM zwischen Spanien und Portugal anschauen konnten. Morgen
früh um 7.30 Uhr soll uns eine Fähre nach Estland bringen. 19.Tag
(DO, 28.6.) Es war eine kurze, aber ruhige Restnacht. Um
6 Uhr fuhren wir auf die Fähre, die pünktlich um 7.30 Uhr ablegte und
dementsprechend auch pünktlich um 9.30 Uhr in Tallinn ankam. Die
142 Euro für die 2 Stunden fanden wir weit überzogen; für die 6 Stunden nach
Turku hatten wir nur 68 Euro bezahlt. Um
10 Uhr nahmen wir unser verspätetes Frühstück im Hafen von Estlands Hauptstadt
ein. Dann
begann die Planungen für die Heimroute. Da
Heidrun die gesamten mehr als 2000 km nach Sulzfeld nicht noch einmal durchmachen
wollte, suchten wir nach Alternativen. Mögliche
Flüge von Tallinn oder Riga waren ausgebucht oder zu teuer. Auch
direkte Fährverbindungen nach Deutschland gab es nicht. Wir
buchten deshalb eine Fähre am 3.Juli von Klaipeda in Litauen nach Sassnitz auf
Rügen. Für die 600 km nach Klaipeda hatten wir also noch genügend Zeit. Problematisch
wurde dann noch die Buchungsbestätigung, denn die per SMS zugesandte TAN kam
wegen Zeitüberschreitung nicht an. Eine
Mail an DFDS ergab dann, dass das Geld (350 Euro) doch überwiesen worden war,
auch ohne TAN, was mich mehr als stutzig machte. Mehr als 5 Stunden verbrachte ich mit diesem Hickhack im Bus – bei schönstem Wetter – so dass wir erst gegen 15 Uhr weiterfahren konnten. Heidrun hatte die Zeit sinnvoller verbracht und kam wiederum begeistert von einem Stadtbummel zurück. Auf schnurgerader Straße ging es die 125 km nach Pärnu, wo wir nach einer Sucherei einen Campingplatz fanden, von dem wir nach einiger Zeit den Eindruck gewonnen
hatten, schon einmal hier übernachtet zu haben; einige Recherchen bestätigten
diese Vermutung. Gerade beim (vorläufigen) EM-Highlight gegen Italien konnte ich meine SAT-Anlage nicht installieren, da eine Motorsäge nötig gewesen wäre, um den erforderlichen
Freiblick zum Astra-Satelliten zu schaffen. Mit meinem neuen Fernseher fand ich aber 12 Sender über DTV und hoffe nun, dass einer dabei ist, der das Spiel zeigt. Wenn nicht, kann ich immer noch in die Kneipe sitzen. 20.Tag
(FR, 29.6.) Es hatte alles geklappt, außer, dass die Deutschen gewannen. Löw hatte sich verzockt, die Italiener siegten. Ich hatte über 40 DTV-Sender in bester Qualität gefunden, und dies alles mit einem 10 cm langen Stückchen Draht. Am nächsten Morgen fuhren wir auf der E67 weiter in Richtung estisch-lettische Grenze. Es
war wieder herrliches Wetter und kaum Verkehr auf der schnurgeraden Straße, die
auf beiden Seiten von dichten Wäldern gesäumt war. Das
einzig Bedenkliche war der Fahrstil der Letten, die auch bei Gegenverkehr
brutal überholten. Nach einigen Abstechern ans Meer – und ein paar weiteren Déja-Vue-Erlebnissen – fanden wir 30 km vor Riga ein Restaurant, das auf der angrenzenden Wiese Stellplätze anbot (10 Euro, Dusche+Strom inkl.). Wir waren die einzigen Gäste. Es
sollte endlich ein Abend ohne Fußball werden. 21.Tag
(SA, 30.6.) Im Gegensatz zu Heidrun hatte ich eine sehr ruhige Nacht. Vielleicht sollte sich bei ihr doch endlich mal die Erkenntnis durchsetzen, dass Alkohol nicht nur Nachteile hat. Gegen
11 Uhr fuhren wir bei leicht bewölktem Himmel auf sehr guten Straßen Richtung
Riga, das wir gegen 12 Uhr erreichten. Wir
wollten wieder unten am Ufer der Daugava parken und mussten uns deshalb quer
durch die Stadt quälen. Wiederum
beeindruckte uns die Altstadt, an der die reichhaltige Geschichte dieser Stadt sichtbar
wird. Einige
Kilometer nach dem Stadtzentrum waren die Straßen noch gut, doch dann wurde
unser Bus samt Inhalt mächtig durchgeschüttelt. Dieses
Martyrium ging genau bis zum Grenzübergang nach Litauen. Ab hier war die schnurgerade Straße nach Siauliai wieder in Ordnung, so dass wir das Nationalheiligtum der Litauer in der Nähe dieser Stadt gegen 16 Uhr erreichten. In
Litauen begegnete uns eine äußerst fruchtbare Landschaft mit riesigen
Getreide-und Rapsfeldern, immer wieder mit großen Wäldern durchsetzt. Nach
einigem Hin und Her fanden wir etwas außerhalb von Siauliai einen ruhigen
Campingplatz. 22.Tag
(SO, 1.7.) Gegen 11 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Palanga. Nachdem
bisher die Sonne teilweise schien, begann es gegen Mittag heftig zu regnen. Die
150 km zum Badeort Palanga fuhren wir auf wiederum schnurgeraden Straßen, die
allerdings teilweise sehr schlecht waren. Kurz
vor dem Ziel klarte es auf, und es wurde ein wunderschöner Sonnentag mit
angenehmen Temperaturen. Beiderseits
der Straßen erstreckten sich wieder riesige Getreidefelder, unterbrochen von
großen Waldflächen. Wie
bei unserem letzten Besuch entpuppte sich auch heute die Parkplatzsuche als
großes Problem. Schließlich
kam ich zu der Überlegung, dass die Stadt irgendwo zu Ende sein müsse und damit
auch die Installation von Parkuhren. So
fuhren wir auf der Küstenstraße nach Norden, und kurze Zeit später hatte sich
meine Idee als richtig erwiesen. Wir
parkten und verbrachten 2 schöne Stunden am Meer. Bei
der Rückkehr zu unserem Bus fand ich 100 m weiter einen kleinen „Campingplatz“,
auf dem wir für 10 Euro alles bekamen, was wir benötigten. Ein
paar russische Familien waren unsere Nachbarn. Ich
installierte die Satanlage, und Heidrun kochte wiederum ein vorzügliches Essen
(Makkaroni+Pesto). Jetzt
warten wir auf den Anpfiff zum EM-Finale der Spanier gegen die Italiener. 23.Tag
(MO, 2.7.) Die Ohnmacht der Italiener schmerzte, war aber auch teilweise selbst verschuldet. Nachdem es in der Nacht heftig geregnet hatte, und es am frühen Morgen noch sehr neblig war, schien ab 11 Uhr die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, bei Temperaturen
um die 20°, so dass wir beschlossen, hier noch einen weiteren Tag zu
verbringen. Im
Schatten war es durch den leichten Wind doch kühl, in der Sonne dagegen sehr angenehm. Wir verbrachten einen erholsamen Tag, abwechselnd am heute etwas unruhigeren Meer und auf dem „Campingplatz“, der nach den abgereisten Wochenendurlaubern eine
wohltuende Ruhe ausstrahlte. Alles
ging gemächlich vonstatten. 24.Tag
(DI, 3.7.) In der Nacht begann es zu regnen und hörte erst gegen 16 Uhr wieder auf. Wir
frühstückten noch gemütlich, machten dann den Bus reisefertig und
verabschiedeten uns gegen 12 Uhr. Im
lebhaften Palanga tauschten wir noch ein paar Euro und fuhren dann auf Nebenstraßen
nach Klaipeda, dem ehemaligen Memel. Wir
besichtigten die Altstadt und fuhren dann hinaus zum Hafen. Unterwegs füllten
wir noch den Tank (1,28 €/Ltr.). Wir
stehen jetzt (16.45 Uhr) auf dem Hafengelände und warten auf den Check-In, der
ab 18 Uhr erfolgen soll. Heidrun
bastelt gerade ihr letztes Essen auf baltischem Boden. Die
Fähre „Kaunas Seaways“ soll um 21 Uhr den Hafen von Klaipeda verlassen und
morgen (4.7.) um 14 Uhr in Sassnitz auf Rügen ankommen. 25.Tag
(MI, 4.7.) Genau so war es. Nach einer äußerst ruhigen Überfahrt in einer „Kabine mit Meerblick“ fuhren wir um 14 Uhr von der „Kaunas Seaways“ und weiter über Stralsund nach Neubrandenburg.
Dabei dachten wir wehmütig an himmlische skandinavische und baltische
Verkehrsverhältnisse; erst auf der Autobahn wurde es etwas besser. Wenige Kilometer hinter Neubrandenburg folgten wir einem Wohnmobilstellplatz-Pictogramm und landeten in einem nur aus wenigen Häusern bestehenden Dorf; die 3 m breite „Hauptstraße“ endete als Sackgasse. Trotzdem barg Klein Nemerow ein Juwel: das Seehotel „Heidehof“ am Tollensesee, wunderschön gelegen und mit einer exzellenten Küche, das Ganze garniert mit Sonnenschein und schönem Blick auf den See. Möglicherweise waren wir durch eine dreiwöchige doch etwas spartanische Menuefolge gutem Essen entwöhnt – rein technisch bedingt – aber wir konnten uns nicht daran erinnern,
in den letzten Jahren ein solch köstliches Mahl verzehrt zu haben. Anschließend
fuhren wir hinunter ins Dorf und stehen jetzt auf dem ausgewiesenen Stellplatz.
Ringsherum nur eines: Stille. 26.Tag
(DO, 5.7.) Gegen
13 Uhr verließ ich spontan die Autobahn Richtung Leipzig und parkte am Ufer der
Havel bei Pöhnen. Für
2 Stunden genossen wir die warme Sonne auf unserer Liegematte. Dann
ging es auf der Autobahn weiter Richtung Süden. Im
Raum Gera mussten wir sie allerdings wegen Starkregens verlassen. In
Goldkronach fanden wir abends einen ruhigen Stellplatz. 27.Tag
(FR, 6.7.) An
Bayreuth und Schweinfurt vorbei fuhren wir über Würzburg und Heilbronn nach
Sulzfeld, wo wir gegen 15 Uhr eintrafen. Eine
interessante Reise war zu Ende. ------------------------------------------------------------------------------------------------- Gefahrene
Kilometer: 4788 Gesamtkilometer
(inkl. Fähren): 5600 |