Kalif Hakkam liebte die Pracht seiner Gärten. Er wollte seinen Besitz vergrößern und
kaufte alle benachbarten Ländereien. Er zahlte soviel, wie die Menschen verlangten.
Nur eine arme Witwe wollte ihm ihr Land-das Erbe ihrer Vorfahren-nicht verkaufen, egal,
welchen Preis ihr der Aufseher des Kalifen bot. Der war darüber so erbost, daß er der
Witwe das Land mit Gewalt wegnahm.
Die arme Witwe lief daraufhin weinend zum Richter und trug ihm ihren Fall vor. Ibn
Beschir, der zu dieser Zeit Kadi war, hörte sich alles an und fand den Fall bedenklich.
Obwohl die Witwe im Recht war, war es doch höchst gefährlich, sich einem Herrscher zu
widersetzen.
Am nächsten Tag nahm er seinen Esel, legte ihm einen großen Sack über den Hals und
ritt zum Kalifen. Er traf ihn auf dem Land, das der Witwe geraubt worden war und auf dem
prächtige Gebäude standen.
Ibn Beschir fiel vor dem Kalifen auf die Knie und bat ihn um die Erlaubnis, den Sack mit
Erde füllen zu dürfen. Obwohl diese Bitte den Kalifen erstaunte, gewährt er sie.
Nachdem Ibn Beschir den Sack gefüllt hatte, versuchte er vergebens, diesen auf seinen
Esel zu legen. Er bat den Kalifen, ihm zu helfen, aber nach zu zweit schafften sie es nicht.
“Diese Bürde ist mir zu schwer”, stöhnte Kalif Hakkam.
“Herr,” sprach darauf Ibn Beschir, “wie willst du das ganze geraubte Land tragen, wenn du
einmal vor den Herrscher der Welt trittst, wenn dieser Sack schon für dich zu schwer ist?”
                   Kalif Hakkam bewunderte den klugen und mutigen Richter und gab der Witwe
das ganze Land zurück - mit allen darauf errichteten Gebäuden.